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2014 – Meilensegeltörn Ostsee+Kattegat

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Stationen unseres Segeltörns

Im Juni 2014  buchten wir einen Mit- Segeltörn mit Ziel Norwegen . Zur Mittsommernacht wollten wir Oslo erreichen, so der Plan bzw. die Ausschreibung. Auf einer Bavaria 46 stachen wir mit einem Skipper und einer 6-Mann/Frau- Crew am 14.06.2014 in Flensburg in See. Es war Samstag Nachmittag, 16:00 Uhr, herrliche Segelbedingungen, 14 Segeltage lagen vor uns.

Klappbrücke in Sonderbourg
Klappbrücke in Sonderbourg

 

14.6.: Sonderborg: Abends Anlegen im Stadthafen, wir warteten auf die erste Brückenöffnung morgen früh um 07:00 Uhr zur Fahrt in den Als Sund.

15.6.: Der Wind war nahezu eingeschlafen, es ging weiter über den Als Fjord, kleinen Belt an Middelfart und Samsö vorbei.

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Kleine Belt

Wir starteten unsere erste Nachtfahrt mit 3 Schichten zu je 4 h und 2 Mann auf Wache. Unsere beiden Damen blieben wachfrei.Der Wind nahm gegen 19:00 Uhr wieder zu.Die Nachtfahrt beginnt

Die StenaLine aus Göteborg kreuzte unseren Kurs. Wir machten mit unserer Taschenlampe zusätzlich auf uns  aufmerksam, in dem wir unsere Segel beleuchteten, was zu einem Ausweichmanöver bei der Fähre führte (an der Stellung der Toplichter erkennbar). Wachablösung 23:30 Uhr, ich kochte noch Kaffee für die nächste Wache und ging schlafen.

auf Reede vor Skagen16.6.: Skagen in Sicht, es ging an den großen Schiffen, die auf Reede lagen, vorbei. Scheinbar warteten man hier auf weitere Order.
Gegen 11:30 Uhr legten wir unsere Bavaria 46 im Hafen von Skagen (Fischereihafen) an. Jetzt hieß es „Bunkern“ für die geplante Überfahrt nach Norwegen. Dazu nahmen wir uns den ganzen Nachmittag Zeit . Skagen, die nördlichste Stadt unseres Festlandes ist in der Tat eine Reise wert. Den Abend ließen wir mit der gesamten Crew in einem dänischen Lokal und frisch zubereiteten Fisch ausklingen.

Skagen Zimmer frei17.6.: Frische Brötchen, wohl duftender Kaffee holten uns aus den Segelträumen, es war 07:00 Uhr. Wetterbedingt konnten wir heute nicht auslaufen, so unternahm jeder was er wollte. Meine Frau und ich wanderten zu der nördlichsten Land- Spitze von Skagen (ca. 3h hin und zurück), wo sich das Wasser aus der Ostsee mit mit der Nordsee vermischt. Ein Strandspaziergang mit vielen sehenswerten Erlebnissen der besonderen Art. Andere besuchten den Ort oder wanderten zur der  „versandete Kirche“ zum Nordseeufer. Den Abend ließen wir am Schiff – bei Wein und Fisch –  ausklingen.

18.6.: Ich stand mit dem Skipper um 03:00 Uhr auf. Wir tranken schnell noch eine Tasse heißen und starken Kaffee und dann ging es schon los. Während der Rest der Mannschaft noch schlief legten wir ab.Blick auf Skagen

Skagen ließen wir hinter uns, es ging  Richtung Norden, wo die Sonne am Horizont auf uns wartete. Ungewöhnlich, die Sonne im Norden? Ach ja, klar, wir hatten ja fast Mittsommer.

Eine leichte Brise unterstützte unsere Motorfahrt zunächst, kam dann aber immer mehr aus nördlicher Richtung und schlief ganz ein. Kein Segeltag, der Wetterbericht hatte recht. Gegen 0insel_marstrand_016:30 Uhr beschloßen wir,  den ursprünglich geplanten Kurs in den Oslofjord,  zu verlassen und die schwedischen Westschären anzusteuern. Marstrand wurde unser neues Reiseziel.

Gegen 11:30 Uhr legen wir in Marstrand mit dem Heck zur Pier an, im Seglerlatein: Römisch-Katholisch – und zwar im neuen Hafen auf der gleichnamigen Insel . Eine Wanderung über die Insel, eine Festungs- und Ortsbesichtigung entschädigten für den windstillen Tag.

Marstrand-Leuchttrum
Leuchtfeuer an der nördl. Hafeneinfahrt in Marstrand
Blick auf den Kattegat
Blick auf den Kattegat

Marstrand Hafeneinfahrt

19.6.: Es ging weiter Richtung Göteburg, über den Abrechtssundkanal durch die Westschären von Schweden.

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Im Albrechtssundkanal geht es eng zu

Ein herrliches und aufregendes Revier. Wir waren bei halben Wind unterwegs, navigatorisch eine Herausforderung, enge, nicht gerade tiefe Fahrwasser mit Felsengrund.
Im Rivö Fjord trafen wir mit Wind von Achtern wieder auf Großschifffahrt von und nach Göteburg. Die Seezeichen ragen dort kranartig ins Fahrwasser. Hier gilt es wegen der Masthöhe besonders aufmerksam zu sein, damit man nicht hängen bleibt und trotzdem das rechte Fahrwasserseite nicht verlässt.

In Göteborg angekommen mussten wir vor der ersten Metallbrücke die Segel fallen lassen. Weiter ging es nun mit dem Motor. Das Schifffahrtszeichen – Segel einholen –  hätten wir fast übersehen, wäre da nicht ein aufmerksames Crewmitglied gewesen. (Hinweisschild am Ufer!) Wir steuerten den Stadthafen an, eben mitten in der Stadt, ideal für einen Stadtbummel am Nachmittag.

Götebourg im Stadthafe
Götebourg im Stadthafen

Wir steuerten den Stadthafen an, eben mitten in der Stadt, ideal für einen Stadtbummel am Nachmittag.

20.6.: Nach ausgiebigem Frühstück mit Göteborger Brötchen und frischem Brot verließen wir den Hafen wieder. Es ging zurück nach Dänemark. Läsö,  die Hochseeinsel im Kattegat,  war heute unser Ziel.

Leuchtfeuer trubaduren

Von Göteborg aus verließen wir den Fjord nach Süden und passierten das Leuchtfeuer Trubaduren an unserer Steuerbordseite, und es ging hinaus auf den offenen Kattegat.

Der Wind frischte auf und kam aus N mit 5-6 Bft, seglerisch ging es heute „zur Sache“. Mit einer Schräglage querten wir die Großschifffahrtsroute, die in den großen Belt mündet und die Ostsee an die Weltmeere  anbindet.

Die Bavaria jagten wir an einem Windpark vorbei, erreichten auf der Fahrt immer wieder neue Törngeschwindigkeitsrekorde, so dass wir bereits am frühen Nachmittag in Vesterö Hafen auf Läsö anlegen konnten.

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Die vorgelagerte Sandbank ist im ausreichenden Abstand zu umfahren. Für die Ansteuerung muss man sich unbedingt an den Kardinalzeichen orientieren und dann der Richtfeuerlinie folgen. Der beste Segeltag bisher.

Sonnenuntergang auf Läsö
Sonnenuntergang auf Läsö

Wir besuchten den Ort Vesterö, die Kirche mit dem Glasdach, das Museum, den Strand. Abends genossen wir einen traumhaften Sonnenuntergang an  Bord.

Daenische Mine

21.6.:  Der Wind blies aus NW und drückte uns beim Ablegen an die Pier im Hafen. Ein Fender ging bei diesem Manöver über Bord,  aber sonst klappte das Ablegen ohne weiter Schwierigkeiten. Der Himmel war bedeckt und es sah sehr nach Regen aus. Es ging heute nach Anholt, die dänische Insel, mitten im Kattegat.

Wir segelten raumschots bei einem Wellengang von ca. 1,5m. Über dem Festland von Dänemark baute sich eine schwarze Wolkenwalze auf.  Regen! Plötzlich schlief der Wind ein, kam dann aus unterschiedlichen Richtungen, ein Gewitter war im Anmarsch. Hinter uns bauten sich zwei Wassersäulen auf, die augenscheinlich auf uns zu wanderten.  Wir ahnten Schlimmes! Für uns hieß es jetzt –   Motor an, Segel einholen, alles sicher verstauen! Wir überlegten, wer beim Näherkommen dieser Wasserhose als Steuermann an Deck bleiben wollte – natürlich angegurtet!Doch wir hatten Glück, beide Wasserhosen zogen an uns vorbei und lösten sich schließlich ganz  auf.

Völlig durchnässt und erschöpft erreichten wir Anholt und genossen dort eine warme Dusche. Eine kleine Inselbesichtigung ließen wir uns im Anschluss aber nicht entgehen.

Anholt_Hafen

22.6.: Ballen auf Samsö war unser Tagesziel. Dort gibt es die legendären Samsökartoffeln (=Frühkartoffel – bereits Anfang Mai zu haben – außerhalb der Insel sehr teuer!)

Wieder ein herrlicher Segeltag. Sonnenschein, Wind aus W, 5-6Bft. Das Schiff lief wie eine „Eins“. Wir nahmen die Herausforderungen des Tages gerne an. Am Steuerstand wechselten wir uns in regelmäßigen Abständen ab, wobei auch unsere Segeldamen uns in nichts nachstanden (beide sind auch im Besitz des SKS-Scheines) . Es machte einfach Spaß nur mit Windes Kraft 8t mit 9-10kn durch den Kattegat zu segeln. Auf unseren Kurs sahen wir gerne den Tratitionsseglern zu, diese befanden sich offenbar auf den Weg zur Kieler Woche.

In Ballen legten wir längsseits an die Pier an, ein Anlegebier war obligatorisch. Vor dem Abendessen wanderten wir mit der gesamten Crew noch durch den Ort und besorgten Kartoffeln, die es sogleich zum Abendessen gab.

Ballen auf Samsö

23.6. bis 25.6.: Von der Insel Samsö ging es weiter „Rund Fünen“ nach Kerteminde, durch den großen Belt nach Sevendborg, über Drejö nach Marstal. Relativ kurze Streckenabschnitte ermöglichten auch Land und Leute kennenzulernen.

In Kerteminde konnten wir das Johannesfeuer beobachten.

Die „Große Belt Brücke“ mussten wir wegen der Masthöhe am Rande der Großschifffahrtsroute nehmen.

Der Sevenborgsund ist bezüglich seiner Anwesen und das dänisches Treiben sehr interessant.
Kurz vor der Autobahnbrücke, wenn man, wie wir, von Osten kommt wechselt die Kennzeichnung der Seeschifffahrtsstraße. Hier sollte man unbedingt nochmal einen Blick auf die Seekarte werfen.

Drejoe
Zwischenstopp auf der Insel Drejö

Und Marstal ist ohnehin eine Reise wert.
Die meisten Häfen in Dänemark verfügen über Grillstationen. Wir besorgten Kohle und Grillgut und bereiteten Salate zu und abends ging es gemeinsam zum Grillen. Unser Skipper (u.a. ein sehr guter Koch!) übernahm das Grillen des Fleisches. Aber Achtung! Die Möwen sind sehr schlau und frech! Im Sturzflug kommen sie angeflogen und schnappen sich die „unbeaufsichtigten“ Würste vom Grill.  Die hohe Temperatur des Grillgutes spielt dabei keine Rolle. Ran an die Wurst und ab ins Wasser damit – zum Abkühlen. Danach wird sie wieder herausgefischt und gefressen. Also Aufpassen!

Marstal Kirke
Kirche in Marstal

26. /27.6. : Von Marstal aus traten wir unsere Rückreise an. Der Wind meinte es nochmal  gut mit uns. Auf der Insel Drejö legten wir einen Zwischenstopp ein und bummelten über die kleine, sehenswerte Insel. Wir segelten zurück in die Flensburger Förde. Unsere Geschwindigkeitsrekorde erreichten wir aber nicht mehr. Eine Wolkenwand mit Gewitter und Regen begleitete uns auf unseren Weg, hat uns aber verschont.

Weil wir noch einen Tag Zeit hatten machten wir in Sonderburg nochmal Station, bevor wir dann am 27.Juni  in Flensburg  einliefen, tankten und im Heimathafen „Niro Peterson“ festmachten.  Unser Skipper musste uns jetzt bereits verlassen, weil er schon den nächsten Törn vorbereiten musste. Der Rest der Mannschaft ging zum gemeinsamen Abendessen in einem Tratitionsrestaurant in Flensburg. Dort ließen wir die Segelreise  nochmals an uns vorüberziehen. Wir übernachteten nochmal an Bord und traten morgens – ziemlich früh –  unsere Rückreise an.

Fazit: Ein gelungener Meilentörn. Leider kamen wir – wetterbedingt (Wind aus falscher Richtung bzw. kein Wind) nicht nach Oslo. Trotzdem ein aufregender Törn,  ca. 650 sm, eine gute Kameradschaft an Bord und meistens tolle Segelbedingungen. Jederzeit gerne wieder! Danke an unseren Skipper Harald und die Crew sowie http://www.mola.de für die Organisation.

I. & G. Engelhardt