Hiddensee

2015 – Flottillensegeln in den Boddengewässern um Rügen

Nachdem wir 2014 bei einem „Mitsegeltörn“ so gute Erfahrungen an der Ostsee gemacht hatten,  wollten wir als Ehepaar in diesem Jahr selbst eine Segelyacht in diesem Seegebiet chartern, allerdings innerhalb einer Flottille . Einen Flottillentörn in diesem Segelrevier zu finden ist leider gar nicht so einfach. Viele Anbieter gibt es für das Ostseerevier nicht. Wir hatten auf der Bootsmesse nur zwei entdeckt und haben uns dann für das Unternehmen „mediamare“ und einer Bavaria 34, mit dem Namen „Landflucht“, entschieden.

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Der 14-tägige Segeltörn war ab Kröslin in die dänische Inselwelt ausgeschrieben. Aufgrund der Wetterverhältnisse wurde daraus ein Törn in die Boddengewässern um Rügen und Usedom.
Segelrouten in den BoddenUnsere Flottille bestand aus 4 Schiffen und unser erstes Ziel war der Museumshafen in Greifswald. Es war stark bewölkt, doch der Wind war zum Segeln gut geeignet. Wir sind am Morgen von Kröslin aus gestartet, den Seeschifffahrtsstraßen entlang – in den Greifswalder Bodden. Es begann zu regnen und vor der Wieker Holzklappbrücke mussten wir einige Zeit warten. Es war ein Sonntag und Mitte Juli. Da findet das Fischereifest „Gaffelrigg“ statt und die Brücke wird nicht so häufig wie an den anderen Tagen geöffnet. Die Öffnungszeiten der Brücke findet man im Internet.

DSCF4136Wichtig ist, dass die Klappbrücke mittig durchfahren wird, da die Brückenteile nicht senkrecht geöffnet werden. Es bleiben dadurch immer wieder Segler mit ihren Wanten an den Brückenteilen hängen und richten bei ihrem Schiff und an der Brücke großen Schaden an. Auf dem Fluß „Ryck“  fahren wir nach Greifswald (Dauer etwa 45 min). Der Regen ließ endlich nach und in Greifswald legten wir im Päckchen zwischen Traditionsschiffen an. Das Büro des Hafenmeisters war geschlossen  und somit konnten wir das Hafengeld erst am nächsten Morgen bezahlen.  Alle Crewmitglieder der 4 Schiffe, beschlossen abends gemeinsam zum Essen zu gehen, allerdings mussten wir uns dann auf verschiedene Lokale aufteilen.

Marina Neuhof

Unser nächstes Tagesetappenziel war die Marina  Neuhof, so dass wir am darauffolgenden Tag die Brücke in Stralsund zu den Öffnungszeiten  gegen Mittag durchfahren können.  Auf den Weg dorthin quert die Glewitzer Fähre. Die Zufahrt zur Marina erfolgt durch einen schmale, gut betonnte Wasserstraße.2 Master

Neuhof ist ein schöner idyllischer Hafen für einen Zwischenstopp. Allerdings mussten wir den Hafenmeister auch zu den Öffnungszeiten suchen um unserer Gebührenpflicht nachzukommen. Duschmünzen bekommt man allerdings auch im Restaurant und im dahinter gelegenen Kiosk. Dort bekommt man auch frischen Fisch.

Neudorf

Stralsund

Die Brücke in Stralsund erreichten wir eine halbe Stunde vor der Öffnungszeit. Das Warten vor der Brücke war bei den achterlichen Windverhältnissen und dem Andrang nicht unproblematisch. Um dem Kampf um die besten ersten Plätze zu entgehen, stellten wir uns lieber hinten an. Nach dem Festmachen im Hafen nutzten wir die Gelegenheit Stralsund kennenzulernen. Wir gingen zuerst ins Ozeaneum und danach in die Altstadt.

Ozeaneum

Genießt das Bier und Fisch am Kiosk beim Seglerhafen.

Hiddensee

Der Wetterbericht für die bevorstehende Woche sagte Sturm voraus.  Wir wollten den Sturm auf der Insel Hiddensee oder im Jasmunder Bodden abwettern und dann entscheiden wie der Törn weiter gehen kann. Wir verließen Stralsund bei schönstem Sonnenschein – allerdings ohne Wind. Es ging nach Kloster auf die Insel Hiddensee. Der Hafen dort hat ein neues Hafenbecken bekommen und bietet somit Platz für mehr Boote als vorher.Plattbodenschiff

Auch an diesem Tag mussten wir uns streng an die Betonnung der Schifffahrtsstraße halten, da es außerhalb ziemlich flach ist. Wir fuhren der Schifffahrtsstraße zwischen Hiddensee und Rügen entlang. Der Schiffsverkehr ist auf dieser Strecke sehr rege und auch Fähren von und nach Hiddensee benutzen diese. Man sollte sich auf keinen Fall aus dem Fahrwasser drängen lassen, sonst steckt man im Schlick fest.  Die Betonnung ist sehr gut und auch die richtige Abzweigtonne zu finden ist kein Problem.  Vor Kloster sind 2 Untiefen-Tonnen zu beachten. In Kloster lagen wir im Päckchen und das Wetter war sehr schön.DSCF4240

Am Nachmittag nutzten wir die Gelegenheit die Insel zu erkunden. Eine Wanderung zum Dornbusch ist sehr zu empfehlen. Andere gingen zum Baden. Abends kauften wir uns  einen Einweg-Grill auf der Insel und gemeinsam trafen sich alle Flottillenteilnehmer am nahe gelegenen Grillplatz zum Abendessen.

Ralswiek

Nachdem unsere Segelfreunde mit ihrer die SY-Momo aus Hersbruck auch in der Gegend unterwegs waren,  verabredeten wir uns mit ihnen per Funk. 20150724_090440

Wir wollten uns im Jasmunder Bodden in Ralswiek treffen,  um am Abend gemeinsam zu den Störtebeckerfestspielen zu gehen.

Am Folgetag  verließen wir Kloster wieder und dann passierte uns ein Mißgeschick. Als ich die 2.  Untiefentonne in gewohnter Weise mit großen Abstand umfahren wollte,  trieb der  relativ starke Westwind unser Schiff vom Kurs ab und somit in seichte Gewässer in den Sand. Das Schiff stand von einer Sekunde zur anderen, da wir im Schlick stecken blieben und meine Frau saß ziemlich abrupt am Schiffsboden. Zum Glück ist ihr nichts passiert. Über Funk riefen wir unseren Flottillenskipper um Hilfe an, der uns mit seinem Plattbodenschiff wieder freischleppen konnte. Auch das Schiff blieb aufgrund des sandigen Bodens schadensfrei!

Auf dem Weg zum Jasmunder Bodden fährt man wieder betonnte Wasserstraßen entlang.  Zwischendurch setzten wir die Segel um ein wenig das Gefühl zu bekommen, doch noch zu segeln und nicht nur mit Motor unterwegs zu sein. Die Wittower Fähre querte unseren Weg,  Fischernetze liegen aus und Anglern, die wenige Meter von unserem Boot aus im Bodden standen, zogen an uns vorbei. Auch diese Wasserstraße war sehr gut befahren. Endlich bekamen wir im  Jasmunder Bodden wieder den Freiraum zum sportlichen Segeln – leider war dieser Zeitraum aus unserer Sicht viel zu kurz.

Der Hafen in Ralswiek ist schön angelegt – Duschmünzen gibt es beim Hafenmeister. Die Festspiele liegen ungefähr 10 Fußminuten vom Seglerhafen entfernt.  Unsere Segelfreunde von der „Momo“ hatten bereits einen Liegeplatz im Hafen gefunden. Abends gingen wir alle gemeinsam zu den Störtebekker Festspielen. Die Karten konnte man telefonisch zwei Tag vorher bestellen.

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Der angesagte Sturm ließ zum Glück noch auf sich warten, aber er sollte mit Sicherheit eintreffen. Die Wetterberichte aus Frankreich und England meldeten bereits starke Verwüstungen.

Hiddensee

In der Skipperbesprechung fiel die Entscheidung wieder zurück auf die Insel Hiddensee zu fahren. Diese Entscheidung begeisterte meine Frau und mich nicht besonders, da wir ja schon einmal mit diesem flachen Fahrwasser zu kämpfen hatten.

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Die Anfahrt nach Kloster erfolgte ohne Probleme. Dieses Mal lagen wir in einer Box und unsere Segelyacht war gut vertaut, sodass wir gut gewappnet waren den Sturm abzuwettern. Da wir nicht tatenlos auf unserem Schiff sitzen wollten, wanderten wir zum Ort Vitte und am Strand wieder zurück nach Kloster. Abends trafen wir uns wieder zum Grillen und ein Mitsegler begeistere uns mit seinen professionellen Zaubertricks.

Hasu auf Rügen

Am nächsten Tag kam der angemeldete Sturm. Er verlief aber glimpflicher ab, als befürchtet. Segeln wäre aber nicht möglich gewesen, so dass es gut war, hier sicher im Hafen zu liegen. Wir nutzten die Gelegenheit um die Inselkirche und den östlichen Teil der Insel zu erkunden.

Seedorf

Nach 2 Hafentagen verließen wir endgültig die Insel Hiddensee. Der Sturm hatte zwar nachgelassen, aber unser Törnleiter erwartete gemäß Wetterbericht noch 2 weitere Zyklone . Somit war der Alternativplan „rund Rügen“ zu fahren auch fallen gelassen worden. Es ging wieder zurück nach Stralsund.

Allerdings war die Ziegelgrabenbrücke in Stralsund schon das ganze Wochenende defekt gewesen. Ob diese an heutigem Tag – es war Montag – wieder geöffnet werden konnte, stand noch nicht fest, als wir Hiddensee verlassen hatten.Hid-kirche2

Per Funk hatten wir erfahren, dass die Brücke immer noch defekt war und es nicht bekannt war, wann der nächste Brückenhub erfolgen konnte. In Stralsund blieb die Brücke immer noch geschlossen. Wir legten im Hafen an und gingen erst mal ein Fischbrötchen essen. Zurück am Schiff verfolgten wir gespannt Kanal 16.  Endlich kam die erlösende Meldung, dass eine Probeöffnung in 15 Minuten erfolgen sollte, allerdings ohne Garantie, dass es auf funktionieren wird. Große Hektik im Hafen, jeder wollte als erster mit seinem Schiff auslaufen um sich vor der Brücke „anzustellen“. Trotz dem Chaos ging alle gut  – auch die Brücke konnte geöffnet werden und unzählig viele Boote wechselten die Seiten.DSCF4335

Wir steuerten den Greifswalder Bodden an, die Segelbedingungen und Windrichtung sind dieses Mal so gut, dass wir endlich mal  im Fahrwasser für längere Zeit gut segeln können.  Unterwegs machen wir als Etappenziel Seedorf aus. Seedorf, ein Fischernest zwischen Schilf im Norden des Greifswalder Boddens. Leider schläft der Wind unterwegs ein und wir Motoren mal wieder. Die Ansteuerung ist für uns mit einem Tiefgang von 1,95m nicht so einfach. Es gilt, sich nicht nur auf seinen Kartenplotter zu verlassen, sondern auch Blicke in die Seekarten zu werfen. Als Entschädigung verfolgten uns zwei Schweinswaale, die dann am Schilfrand wieder verschwinden. In Seedorf gingen wir wieder gemeinsam in einem Lokal zum Essen.

Usedom

Leider wurde das Wetter wieder schlechter.  Die vorhergesagten Tiefs rollten über den Greifswalder Bodden und bauten mit 6 Bft. eine Welle von etwa 2 m auf.  Nützt alles nichts, da mussten wir durch – bzw. – drüber. Mit gereften Segeln und einer Schräglage jagten wir mit halben Wind von der Fahrwasserausfahrt Seedorf mit sicherer Navigation zur Penestrommündung. Bei Wolgast mussten wir uns wieder etwas die Zeit vertreiben, bis die Brücke geöffnet wurde. Unser Ziel war der Naturhafen Krumin auf Usedom im Achterwasser.

Krummin Hafen

Kurz vor dem Anlegen holten uns die schwarzen Wolken am Himmel ein und regneten sich über uns aus. Auch beim Anlegen piepste unser Tiefenmesser unermüdlich, da es auch hier nicht allzu tief war.  Glücklicherweise blieben wir aber nicht im Schlick stecken. Den Abend verbrachten wir auf dem Schiff bei warmer Suppe und Tee.  In den nächsten beiden Tage wetterten wir das nächste Tief ab und nutzten die Zeit für eine Wanderung nach Zinnowitz und am darauf folgenden Tag für einen Ausflug mit der Usedomer Bäderbahn zu den Badeorten Svinemünde, Heringsdorf und Ahlbeck. Swinemünde EngelsburgUsedomer Strand

Die Ausflüge waren sehr schön, doch einen Segelurlaub hatten wir uns eigentlich etwas anders vorgestellt.

Kröslin

Im Fahrwasser geht es jetzt geht es nur noch zurück zum Heimathafen nach Kröslin. Tanken, Ausladen – Schiffsübergabe. Noch am gleichen Abend machten wir uns etwas enttäuscht von diesem Urlaub auf dem Heimweg.

Marina Kröslin Steg 2
Marina Kröslin Steg 2

Fazit: Die Gegend ist sehr schön. Allerdings zum „freien“ Segeln mit einer Segelyacht, die einen Tiefgang von 1,95m hat,  nicht geeignet. Wer gerne im Fahrwasser fährt, kann sich auch ein Motorboot mieten. Wir werden zum Segeln hierher nur noch mit unserer Conger-Jolle anreisen und uns ein Ferienhaus am Wasser mieten.