Archiv der Kategorie: 2014

2014 – Sardiniens Norden und Korsikas Westküste

Eine Segelreise der besonderen Art, es  war der 30. August 2014:

Mit dem Flieger ging es von München über Wien nach Olbia.
Schon der Flug versprach einen aufregenden Urlaub. Einmal über die Adria, bei wolkenlosen Himmel, da kommt man schon ins träumen, vor allem dann wenn man die Gegend unter sich von früheren Segeltörns kennt. In Olbia wartete bereits ein befreundetes Ehepaar auf uns. Ein Taxi brachte uns zu einem Festpreis von 40,00 € zum Hafen Portisco. Die Fahrt dorthin dauert ca. 30 Minuten.  Dort übernehmen wir die „Gabry“, eine Oceanis 36. Nach dem Einräumen unseres Gepäcks an Bord und dem „Bunkern“ von Lebensmitteln trafen wir uns mit den Flottillenleiter und den anderen Mitseglern im angrenzenden Kaffee zum ersten Kennenlernen.

Unsere Segelgäste
Unsere Segelgäste

31.8. :  Die Segeltage begannen immer mit einem gemeinsamen Skipperbriefing um 09:00 Uhr. Dort vereinbarten wir unser Tagesziel, den Funkkanal, sowie Revier- und Wettergegebenheiten. Für den morgigen Tag war an der Westküste Korsikas Mistral angesagt (das ist ein kalter, oft starker Fallwind aus nordwestlicher Richtung, der sich im unteren Rhonetal und darüber hinaus bemerkbar macht), mit Windgeschwindigkeiten von 70-100 Kn (Windstärke 9 – 10, d.h. Sturm bis schwerer Sturm) . Das bedeutete für uns, wir mussten uns eine sichere Bucht suchen, in der wir den Sturm geschützt abwarten konnten.

Costa Smeralda

Unser Ziel war das Bojenfeld bei Cannigione. Mit sehr guten Segelbedingungen starteten wir in den ersten Segeltag und lernten die Costa Smeralda von See her kennen. Eine Regatta querte unseren Kurs bevor wir in die Bucht von Cannigione erreichten. Vor uns liegt ein sehr schönes Bojenfeld, allerdings erreicht man die Boje nur, wenn man rückwärts an sie heranfährt oder es hilft einen jemand (Hafenmeister – war aber nirgends zu sehen)  Der Wind legte stark zu und ich nahm  noch zwei weitere Festmacherleinen um das Schiff an der Boje zu sichern. Das Schiff schwoite  im Sturm und schaukelte mit den Wellen, die sich noch in der Bucht aufbauten. In der Koje wurde man in den Schlaf geschaukelt, aber so mancher empfand es als eine unruhige Nacht auf See.
Wie wir am nächsten Tag festgestellt hatten waren 3 Festmacherleinen  eine gute Entscheidung. Am Nachbarschiff hatte es einen Festmacher durchgescheuert.

1.9.:  Die Windstärke ließ heute kein Auslaufen für die Flottille zu. Wir blieben in der Bucht und setzten mit unserem Dingi aufs Festland in den gleichnamigen Ort über. Zwangs-Hafentag, den wir uns  mit Kaffeetrinken und verführerischen Gebäck versüßten.

Cannigione-Kirche

2.9.:  Der Wind nahm langsam ab. Zur Mittagszeit verließen wir unsere Boje und setzten unseren Törn fort. Es ging an La Maddalena vorbei, hinaus auf die Straße von Bonifacio.

Regattasegler
Regattasegler auf Kollisionskurs
Fähre La Maddalena
Fähre La Maddalena – Palau

La Maddalena-Archipel

Die Straße querten wir mit halben Wind.

Natoonalenwechsel
Im Grenzgebiet werden die Gastlandflaggen gesetzt

Bonifacio sahen wir aber nur von der Seeseite aus.
Auch von weitem ist diese Stadt herrlich anzusehen. Man fragt sich, wie die Menschen es geschafft haben, diese Häuser so nahe an die Steilküste zu bauen – fast überhängend! Unser Ziel war die Bucht von Roccapina und wir gingen gegen 17:00 Uhr vor Anker. Bei der Anfahrt unbedingt in die Seekarte schauen, da es hier versteckte Felsen gibt, die schon manchen den Aufenthalt in dieser Bucht vermiesten. Blaues, türkisfarbenes Wasser lädt zum Baden ein und wir ließen den Abend bei sardischen Rotwein an Bord ausklingen, denn wir hatten ein „Geburtstagskind“ an Bord – Happy Birthday! In der Nacht drehte der Wind von auf- nach ablandig, lehrbuchmäßig. Unser Schiff drehte mit. Beim Ankern ist darauf zu achten, dass  genügend Platz  dafür vorhanden ist.

3.9.: Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir einen Landspaziergang ( fuhren mit dem Dingi an Land) und bestiegen die felsige Landzunge auf der ein Genuesenturm steht. Es war sehr warm und schwül. Die Macchia duftete und der schroffe Berg bot uns herrliche Ausblicke. Die Genuesen hatten ihre Wachturmstandorte schon richtig ausgesucht.

Roccapina-Bucht
Roccapina-Bucht
Sandstrand Roccapina
Sandstrand Roccapina

Unser Etappenziel für heute lautete Campomoro. Unterwegs hatten wir plötzlich Probleme mit unserem Tiefenmesser. Dieser zeigte nur noch eine Wassertiefe von 1,5m an. Völlig erschrocken stoppten wir unser Schiff  auf und überprüften unseren Standort in der Seekarte. Ist jetzt unser so wichtiger Tiefenmesser defekt? , dachten wir. Beim Ansteuern der Bucht und  bei Tiefen um 70m  hat er dann zum Glück wieder funktioniert. Bei Wassertiefen über 100 m allerdings gab er immer nur eine Wassertiefe von 1,5 m an. In der Bucht von Campomoro liegen sehr viele Boote. Es lohnt sich früher als 17:00 Uhr  einzulaufen.

Ankern in Campomoro
Ankern in Campomoro

Weil wir das Schiff für unser heutiges gemeinsames Abendessen verlassen wollten hat „Wissi“  – unser Flottillenskipper sicherheitshalber unseren Anker überprüft, indem er mal kurz in die blauen Tiefen abgetaucht ist. Im Ort kommen nach 20:00 Uhr die Mücken. Glück dem, der ein Mückenspray dabei hat!

4.9.: Unsere beiden Segelgäste gingen morgens von Bord, um ihren weiteren Urlaub auf einen Campingplatz zu verbringen.  Wind und Wellen sind nicht für jedermann das, was man vielleicht von einem“erholsamen Urlaub“ erwartet. Segeln ist  Erholung für die Seele, aber es ist teilweise auch körperlich anstrengend. Mit dem Dingi brachte ich unsere Freunde an Land und kurz darauf segelten wir als letztes Schiff unserer Flottille weiter nach Cargese.

Inselgruppe
Inselgruppe im Golf von Ajaccio

Die Küstenlandschaft wurde zunehmend interessanter, wir querten den Golf von Propriano, den Golf von Ajaccio, segelten zwischen schroffen mit Leuchttürmen und Seezeichen besetzten Inseln hindurch.

Golf von Ajaccio
Golf von Ajaccio

Das Wetter war an diesem Tag traumhaft – Windstärke 3-4Bft, abends zunehmend. Nach dem Queren des Golf von Sagone steuerten wir den Hafen von Cargese an. Meldeten uns über Funk und auf Englisch im Hafen an und dort empfing uns ein freundlicher Hafenmeister, wies uns einen Platz zu und half uns beim Anlegen. Wir legten mit dem Bug zur Pier an. Die anderen Flottillenteilnehmer kannten diesen Hafen bereits und ankerten lieber außerhalb des Hafens in einer Bucht.
Doch zwischendurch freut man sich auch auf eine Dusche, diese findet man in der Nähe des Hafenbüros.

Cargese
Cargese im Hafen

5.9.:  Cargese liegt so traumhaft am Südhang, den Ort mussten wir einfach besichtigen. Den Stadtbummel verbanden wir mit einem Einkauf von korsischem Käse und krosischen Wein den wir in einem Supermarkt erwarben. Wir tankten noch und dann ging  es gegen 11:30 Uhr schon wieder weiter. Die rote-braune  Felsenküste, der Nationalpark La Scandola ist unser Ziel. Eine weitere Steigerung in punkto Landschaft ,

La Scandola
La Scandola
Girolata
Girolata

Segelbedingungen und Wetter. Gegen 18:00 Uhr liefen wir in Girolata ein und machten dort an 2 Bojen (Bug- und Heckboje) fest. Ein sehr freundlicher „Marinero“ half uns dabei! Der Ort ist nur zu Fuß oder per Schiff erreichbar. Deshalb muss man tagsüber mit einigen Ausflugsbooten rechnen. Abends verlassen allerdings die meisten diesen Ort wieder. Den Abend genossen wir an Bord,  im Sonnenuntergang und mit Blick auf die genuesische Festung.

6.9.:  Mit dem Dingi geht’s in den Ort zum Kaffee am Strand, Treffpunkt für das heutige Skipperbriefing.

Mit Tipps, für die wohl spektakulärste Küstenregion auf dieser Segelreise, ausgestattet, machten wir uns auf den Weg. Bei blauem Wasser, rotbraun leuchtender Felsenküste, Sonnenschein, halber Wind der Stärke 3 Bft, geht es zum Teil zwischen zerklüfteten Felsen hindurch und an der Küste langsam weiter nach Norden.

La Scandola Felsen
La Scandola Felsen

Felsen zum Greifen nahe,  der Höhepunkt unserer Segelreise. Unser erfahrener Flottillenskipper zeigte uns einen Weg durch diese Felsenlandschaft, an die wir uns so nahe niemals herangewagt hätten. Begeistert von den Eindrücken, die wir hier erleben durften, segelten wir weiter – die anderen Schiffe drehten ab, um in einer nahe gelegenen Bucht zu baden. Wir allerdings wollten diesen herrlichen Segelwind ausnutzen und gingen nicht zum Baden.

Weg nach Calvi
Weg nach Calvi

Gegen 17:00 Uhr erreichten wir Calvi. Die Festung  war schon von weitem zu sehen. Wir gingen diesmal in den Altstadthafen und bekamen einen Liegeplatz  direkt an der Uferpromenade zugewiesen.

Anlegen in der Fußgängerzone in Calvi
Anlegen in der Fußgängerzone in Calvi

Mit Anlegeunterstützung seitens des Hafenpersonals sollte man nicht rechnen. Wir halfen uns gegenseitig, das ist eben auch der Vorteil einer Flottille. Vom Schiff aus beobachteten wir das Treiben in den Restaurants und Cafes am Hafen. Abends gingen wir alle gemeinsam in die Stadt zum Essen.
Es ist zwar sehr schön an dieser Promenade zu liegen, doch wer schlafen möchte, sollte lieber einen Liegeplatz an einer anderen Stelle auswählen. Die sehr laute Musik in den Bars dauerte bis in die frühen Morgenstunden an. Also – Ohrenstöpsel nie vergessen!

7.9.: Calvi besitzt eine beeindruckende Festung, eine Besichtigung dieser ist ein „Muss“! So machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg, um diese Stadt von „oben“ zu bewundern.

Stadthafen Calvi
Stadthafen Calvi
3-Master in der Bucht vor Calvi
3-Master in der Bucht vor Calvi
Korsikas Wildschweine
Korsika lebt von den Wildschweinspezialitäten

Danach segelten wir bei traumhaften Segelwetter (Wind – Sonne – Wärme )  mit unterschiedlichen Zielen in den Gewässern vor Calvi. Unser nördlichster Wegepunkt und somit auch Wendepunkt war an diesem Tag – und für diese Segelreise –  die Felsengruppe vor L´lle Rousse.
Auf dem Rückweg nach Calvi kam spontan eine kleine Wettfahrt zustande, wo wir mit einer  37 Fuß Yacht gegenüber  einer 41 Fuß Yacht knapp mithalten konnten. Da zeigte sich wieder, „Länge macht doch mehr  Geschwindigkeit“.

La Revellata
La Revellata im Sonnenuntergang

Abends trafen wir uns wieder in der Nähe von Calvi in  der vorgelagerten Ankerbucht „La Revellatta“.
Den Tag ließen wir diesmal auf dem Schiff unseres Flottillenleiters im Rahmen eines Grill-Events ausklingen.

8.-11.9. :  Es ging schon wieder zurück. Auf den Rückweg steuerten wir die Hauptstadt Korsikas, Ajaccio an.

Kirche Ajaccio
Kirche Ajaccio
Hafen Ajaccio
Hafen Ajaccio

Dort unternahmen wir abends einen Stadtbummel. Danach ging es wieder weiter zur Bucht Roccapina. Der Wetterbericht meldete zunehmende Winde und Gewitter. Am nächsten Morgen „ritten“ wir mit unserer Segelyacht  bei Wind 5-6 Bft und Welle 2-3m über die Straße von Bonifacio.

In La Maddalena tankten wir und segelten mit viel Wind im Rücken –  und inmitten eines Regattafeldes –  in eine sehr schöne Bucht – namens La Palma –  auf Caprera. Dort lagen wir an eine Boje. Eines Segelschule beeindruckte dort mit Ihren Übungen. Dabei schrammten sie allerdings unser Nachbarboot.

Caprera
Im La Maddalena-Archipel

12.9.:  Am letzen Segeltag gab es zu Abschluss nochmal Starkwind bei 7 Bft und achterlichen Wind. Nur mit gerefftem Vorsegel glitten wir über das blaue Wasser.  Nach einer notwendigen Kursänderung peitschte uns der Wind das Wasser ins Gesicht. Doch es nütze nichts, wir mussten ja nach Portisco in den Heimathafen.  Gegen 13:30 Uhr kamen wir dort an und im Hafen machten wir bei extrem starken Wind –  mit der tatkräftigen Unterstützung des Hafenpersonals  – an der Pier fest. Der Wind nahm weiter zu!

Zu einem gemeinsamen Abschiedstrunk trafen wir uns nochmal in einer Pizzeria, die etwas außerhalb des Marina lag und tauschten mit den anderen Flottillen-Teilnehmern unsere schönsten Erlebnisse dieses Törns aus.

Blick von der Festung
Blick von der Festung in Calvi

Fazit: Wetterbedingt war in der verfügbaren Zeit eine Umrundung Korsikas leider in dieser Zeitspanne (knappe 2 Wochen)  nicht möglich. Trotzdem war es einer der spannendsten und interessantesten Segeltörns, die wir bisher gemacht haben. Der Flottillenskipper kennt das Revier, Land und Leute und gibt sehr gute Tipps und auch Hilfestellung,  wenn diese erforderlich ist.
Wir haben uns vorgenommen wieder zu kommen, um das La Maddalena Archipel zu durchkreuzen und auf jeden Fall die Stadt Bonifacio anzusteuern – wieder in einer geführten Flottille.

Dank den Flottillen-Teilnehmer und insbesondere Ulli und Wissi unserem Flottillen-Skipper-Ehepaar auf der Milky Way:

www.sy-milkyway.de .

 

2014 – Meilensegeltörn Ostsee+Kattegat

meilensegeltörn2014-route1
Stationen unseres Segeltörns

Im Juni 2014  buchten wir einen Mit- Segeltörn mit Ziel Norwegen . Zur Mittsommernacht wollten wir Oslo erreichen, so der Plan bzw. die Ausschreibung. Auf einer Bavaria 46 stachen wir mit einem Skipper und einer 6-Mann/Frau- Crew am 14.06.2014 in Flensburg in See. Es war Samstag Nachmittag, 16:00 Uhr, herrliche Segelbedingungen, 14 Segeltage lagen vor uns.

Klappbrücke in Sonderbourg
Klappbrücke in Sonderbourg

 

14.6.: Sonderborg: Abends Anlegen im Stadthafen, wir warteten auf die erste Brückenöffnung morgen früh um 07:00 Uhr zur Fahrt in den Als Sund.

15.6.: Der Wind war nahezu eingeschlafen, es ging weiter über den Als Fjord, kleinen Belt an Middelfart und Samsö vorbei.

kleine-Belt-Bruecke
Kleine Belt

Wir starteten unsere erste Nachtfahrt mit 3 Schichten zu je 4 h und 2 Mann auf Wache. Unsere beiden Damen blieben wachfrei.Der Wind nahm gegen 19:00 Uhr wieder zu.Die Nachtfahrt beginnt

Die StenaLine aus Göteborg kreuzte unseren Kurs. Wir machten mit unserer Taschenlampe zusätzlich auf uns  aufmerksam, in dem wir unsere Segel beleuchteten, was zu einem Ausweichmanöver bei der Fähre führte (an der Stellung der Toplichter erkennbar). Wachablösung 23:30 Uhr, ich kochte noch Kaffee für die nächste Wache und ging schlafen.

auf Reede vor Skagen16.6.: Skagen in Sicht, es ging an den großen Schiffen, die auf Reede lagen, vorbei. Scheinbar warteten man hier auf weitere Order.
Gegen 11:30 Uhr legten wir unsere Bavaria 46 im Hafen von Skagen (Fischereihafen) an. Jetzt hieß es „Bunkern“ für die geplante Überfahrt nach Norwegen. Dazu nahmen wir uns den ganzen Nachmittag Zeit . Skagen, die nördlichste Stadt unseres Festlandes ist in der Tat eine Reise wert. Den Abend ließen wir mit der gesamten Crew in einem dänischen Lokal und frisch zubereiteten Fisch ausklingen.

Skagen Zimmer frei17.6.: Frische Brötchen, wohl duftender Kaffee holten uns aus den Segelträumen, es war 07:00 Uhr. Wetterbedingt konnten wir heute nicht auslaufen, so unternahm jeder was er wollte. Meine Frau und ich wanderten zu der nördlichsten Land- Spitze von Skagen (ca. 3h hin und zurück), wo sich das Wasser aus der Ostsee mit mit der Nordsee vermischt. Ein Strandspaziergang mit vielen sehenswerten Erlebnissen der besonderen Art. Andere besuchten den Ort oder wanderten zur der  „versandete Kirche“ zum Nordseeufer. Den Abend ließen wir am Schiff – bei Wein und Fisch –  ausklingen.

18.6.: Ich stand mit dem Skipper um 03:00 Uhr auf. Wir tranken schnell noch eine Tasse heißen und starken Kaffee und dann ging es schon los. Während der Rest der Mannschaft noch schlief legten wir ab.Blick auf Skagen

Skagen ließen wir hinter uns, es ging  Richtung Norden, wo die Sonne am Horizont auf uns wartete. Ungewöhnlich, die Sonne im Norden? Ach ja, klar, wir hatten ja fast Mittsommer.

Eine leichte Brise unterstützte unsere Motorfahrt zunächst, kam dann aber immer mehr aus nördlicher Richtung und schlief ganz ein. Kein Segeltag, der Wetterbericht hatte recht. Gegen 0insel_marstrand_016:30 Uhr beschloßen wir,  den ursprünglich geplanten Kurs in den Oslofjord,  zu verlassen und die schwedischen Westschären anzusteuern. Marstrand wurde unser neues Reiseziel.

Gegen 11:30 Uhr legen wir in Marstrand mit dem Heck zur Pier an, im Seglerlatein: Römisch-Katholisch – und zwar im neuen Hafen auf der gleichnamigen Insel . Eine Wanderung über die Insel, eine Festungs- und Ortsbesichtigung entschädigten für den windstillen Tag.

Marstrand-Leuchttrum
Leuchtfeuer an der nördl. Hafeneinfahrt in Marstrand
Blick auf den Kattegat
Blick auf den Kattegat

Marstrand Hafeneinfahrt

19.6.: Es ging weiter Richtung Göteburg, über den Abrechtssundkanal durch die Westschären von Schweden.

westschaeren1
Im Albrechtssundkanal geht es eng zu

Ein herrliches und aufregendes Revier. Wir waren bei halben Wind unterwegs, navigatorisch eine Herausforderung, enge, nicht gerade tiefe Fahrwasser mit Felsengrund.
Im Rivö Fjord trafen wir mit Wind von Achtern wieder auf Großschifffahrt von und nach Göteburg. Die Seezeichen ragen dort kranartig ins Fahrwasser. Hier gilt es wegen der Masthöhe besonders aufmerksam zu sein, damit man nicht hängen bleibt und trotzdem das rechte Fahrwasserseite nicht verlässt.

In Göteborg angekommen mussten wir vor der ersten Metallbrücke die Segel fallen lassen. Weiter ging es nun mit dem Motor. Das Schifffahrtszeichen – Segel einholen –  hätten wir fast übersehen, wäre da nicht ein aufmerksames Crewmitglied gewesen. (Hinweisschild am Ufer!) Wir steuerten den Stadthafen an, eben mitten in der Stadt, ideal für einen Stadtbummel am Nachmittag.

Götebourg im Stadthafe
Götebourg im Stadthafen

Wir steuerten den Stadthafen an, eben mitten in der Stadt, ideal für einen Stadtbummel am Nachmittag.

20.6.: Nach ausgiebigem Frühstück mit Göteborger Brötchen und frischem Brot verließen wir den Hafen wieder. Es ging zurück nach Dänemark. Läsö,  die Hochseeinsel im Kattegat,  war heute unser Ziel.

Leuchtfeuer trubaduren

Von Göteborg aus verließen wir den Fjord nach Süden und passierten das Leuchtfeuer Trubaduren an unserer Steuerbordseite, und es ging hinaus auf den offenen Kattegat.

Der Wind frischte auf und kam aus N mit 5-6 Bft, seglerisch ging es heute „zur Sache“. Mit einer Schräglage querten wir die Großschifffahrtsroute, die in den großen Belt mündet und die Ostsee an die Weltmeere  anbindet.

Die Bavaria jagten wir an einem Windpark vorbei, erreichten auf der Fahrt immer wieder neue Törngeschwindigkeitsrekorde, so dass wir bereits am frühen Nachmittag in Vesterö Hafen auf Läsö anlegen konnten.

laesoe2
Die vorgelagerte Sandbank ist im ausreichenden Abstand zu umfahren. Für die Ansteuerung muss man sich unbedingt an den Kardinalzeichen orientieren und dann der Richtfeuerlinie folgen. Der beste Segeltag bisher.

Sonnenuntergang auf Läsö
Sonnenuntergang auf Läsö

Wir besuchten den Ort Vesterö, die Kirche mit dem Glasdach, das Museum, den Strand. Abends genossen wir einen traumhaften Sonnenuntergang an  Bord.

Daenische Mine

21.6.:  Der Wind blies aus NW und drückte uns beim Ablegen an die Pier im Hafen. Ein Fender ging bei diesem Manöver über Bord,  aber sonst klappte das Ablegen ohne weiter Schwierigkeiten. Der Himmel war bedeckt und es sah sehr nach Regen aus. Es ging heute nach Anholt, die dänische Insel, mitten im Kattegat.

Wir segelten raumschots bei einem Wellengang von ca. 1,5m. Über dem Festland von Dänemark baute sich eine schwarze Wolkenwalze auf.  Regen! Plötzlich schlief der Wind ein, kam dann aus unterschiedlichen Richtungen, ein Gewitter war im Anmarsch. Hinter uns bauten sich zwei Wassersäulen auf, die augenscheinlich auf uns zu wanderten.  Wir ahnten Schlimmes! Für uns hieß es jetzt –   Motor an, Segel einholen, alles sicher verstauen! Wir überlegten, wer beim Näherkommen dieser Wasserhose als Steuermann an Deck bleiben wollte – natürlich angegurtet!Doch wir hatten Glück, beide Wasserhosen zogen an uns vorbei und lösten sich schließlich ganz  auf.

Völlig durchnässt und erschöpft erreichten wir Anholt und genossen dort eine warme Dusche. Eine kleine Inselbesichtigung ließen wir uns im Anschluss aber nicht entgehen.

Anholt_Hafen

22.6.: Ballen auf Samsö war unser Tagesziel. Dort gibt es die legendären Samsökartoffeln (=Frühkartoffel – bereits Anfang Mai zu haben – außerhalb der Insel sehr teuer!)

Wieder ein herrlicher Segeltag. Sonnenschein, Wind aus W, 5-6Bft. Das Schiff lief wie eine „Eins“. Wir nahmen die Herausforderungen des Tages gerne an. Am Steuerstand wechselten wir uns in regelmäßigen Abständen ab, wobei auch unsere Segeldamen uns in nichts nachstanden (beide sind auch im Besitz des SKS-Scheines) . Es machte einfach Spaß nur mit Windes Kraft 8t mit 9-10kn durch den Kattegat zu segeln. Auf unseren Kurs sahen wir gerne den Tratitionsseglern zu, diese befanden sich offenbar auf den Weg zur Kieler Woche.

In Ballen legten wir längsseits an die Pier an, ein Anlegebier war obligatorisch. Vor dem Abendessen wanderten wir mit der gesamten Crew noch durch den Ort und besorgten Kartoffeln, die es sogleich zum Abendessen gab.

Ballen auf Samsö

23.6. bis 25.6.: Von der Insel Samsö ging es weiter „Rund Fünen“ nach Kerteminde, durch den großen Belt nach Sevendborg, über Drejö nach Marstal. Relativ kurze Streckenabschnitte ermöglichten auch Land und Leute kennenzulernen.

In Kerteminde konnten wir das Johannesfeuer beobachten.

Die „Große Belt Brücke“ mussten wir wegen der Masthöhe am Rande der Großschifffahrtsroute nehmen.

Der Sevenborgsund ist bezüglich seiner Anwesen und das dänisches Treiben sehr interessant.
Kurz vor der Autobahnbrücke, wenn man, wie wir, von Osten kommt wechselt die Kennzeichnung der Seeschifffahrtsstraße. Hier sollte man unbedingt nochmal einen Blick auf die Seekarte werfen.

Drejoe
Zwischenstopp auf der Insel Drejö

Und Marstal ist ohnehin eine Reise wert.
Die meisten Häfen in Dänemark verfügen über Grillstationen. Wir besorgten Kohle und Grillgut und bereiteten Salate zu und abends ging es gemeinsam zum Grillen. Unser Skipper (u.a. ein sehr guter Koch!) übernahm das Grillen des Fleisches. Aber Achtung! Die Möwen sind sehr schlau und frech! Im Sturzflug kommen sie angeflogen und schnappen sich die „unbeaufsichtigten“ Würste vom Grill.  Die hohe Temperatur des Grillgutes spielt dabei keine Rolle. Ran an die Wurst und ab ins Wasser damit – zum Abkühlen. Danach wird sie wieder herausgefischt und gefressen. Also Aufpassen!

Marstal Kirke
Kirche in Marstal

26. /27.6. : Von Marstal aus traten wir unsere Rückreise an. Der Wind meinte es nochmal  gut mit uns. Auf der Insel Drejö legten wir einen Zwischenstopp ein und bummelten über die kleine, sehenswerte Insel. Wir segelten zurück in die Flensburger Förde. Unsere Geschwindigkeitsrekorde erreichten wir aber nicht mehr. Eine Wolkenwand mit Gewitter und Regen begleitete uns auf unseren Weg, hat uns aber verschont.

Weil wir noch einen Tag Zeit hatten machten wir in Sonderburg nochmal Station, bevor wir dann am 27.Juni  in Flensburg  einliefen, tankten und im Heimathafen „Niro Peterson“ festmachten.  Unser Skipper musste uns jetzt bereits verlassen, weil er schon den nächsten Törn vorbereiten musste. Der Rest der Mannschaft ging zum gemeinsamen Abendessen in einem Tratitionsrestaurant in Flensburg. Dort ließen wir die Segelreise  nochmals an uns vorüberziehen. Wir übernachteten nochmal an Bord und traten morgens – ziemlich früh –  unsere Rückreise an.

Fazit: Ein gelungener Meilentörn. Leider kamen wir – wetterbedingt (Wind aus falscher Richtung bzw. kein Wind) nicht nach Oslo. Trotzdem ein aufregender Törn,  ca. 650 sm, eine gute Kameradschaft an Bord und meistens tolle Segelbedingungen. Jederzeit gerne wieder! Danke an unseren Skipper Harald und die Crew sowie http://www.mola.de für die Organisation.

I. & G. Engelhardt